Schwarzer Planet
1989 | 15’55 | S8 | stereo
1989 | 15’55 | S8 | stereo
Eine Frau in weißer Mütze und Schal streicht sich über das Haar. Wie ein Gummiball, der, einmal geworfen, unablässig von den vier Wänden zurückprallt, lässt Rudolf Müller sie in seinem Film Der schwarze Planet im Filmkader herum springen. Mal links, mal rechts, als Großaufnahme, als Rückenfigur, verschwindet sie plötzlich aus dem Bild und taucht wieder auf, ist gleichzeitig da und auch nicht, verschwimmt vor unseren Augen und löst sich auf im winterblauen Grund.
Dieselbe Frau scheint wenig später in eine Art rituelle Vorbereitung versunken. Langsam und mit großer Achtsamkeit schnürt sie Teile ihres Körpers in Fetischkleidung. Und sie beginnt zu zeichnen. Die leere schwarze Leinwand – als Anklang an Stanley Kubricks Monolithen in 2001 Odyssee im Weltall – wird nun mit Zeichen gefüllt.
Sie malt sich selbst, wie sie sich im Spiegel sieht und zwar als weibliche Gottheit. Unserem Blick auf ihren Körper begegnet sie mit ihrem Blick auf ihren Körper. Sie ist nun handelndes Subjekt, nicht mehr Lustobjekt. (Tina Glaser)
Regie Rudolf Müller
Kamera/Licht Rudolf Müller
Darstellerin Bruni Sand
Schnitt Rudolf Müller
Zusatzinfo
Den Film gibt es in zwei Varianten: Das Original wurde 1989, die überarbeitete Version mit Texten 2015 hergestellt.